Moin, aus persönlichen Gründen überlege ich gerade das 2. Urlaubssemester einzulegen. Damit wäre ich dann 2 Semester über meiner Regelstudienzeit. Ist das für den Arbeitsmarkt relevant? Wie sind da eure Erfahrungen?

Edit: Einmal ein fettes >Danke!< an alle, die geantwortet haben. Eure Antworten waren super hilfreich. :)

  • ladicius@lemmy.world
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    10 months ago

    Ich hab eine uralte kaufmännische Ausbildung und sonst nichts formal gelernt, ich hab mit Mitte 40 ein mehrjähriges Sabbatical hingelegt, einfach weil ich das Geld dafür hatte, und nun bin ich Mitte 50 und verhandle gerade einen neuen Arbeitsvertrag mit Vier-Tage-Woche und 90% Homeoffice und mehr Gehalt.

    Will sagen: Mach Dir keinen Kopf, mach einfach. Wenn Du was kannst, nehmen sie Dich, und außerdem Arbeitnehmermarkt.

  • WhiteHotaru@feddit.de
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    10 months ago

    Wenn du nicht gerade unter den besten 2% deines Studiengangs bist und bei einer Spitzenfirma eine Traumkarriere hinlegen willst, sind zwei Semester drüber vollkommen egal.

  • Ephera@lemmy.ml
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    10 months ago

    Nö, interessiert nicht. Wir stellen auch gerne Leute ein, die “Extrarunden” im Bildungssystem gedreht haben. Die Leute bringen meist mehr Lebenserfahrung mit als diejenigen, die irgendwie vollkommen behütet durchgerutscht sind. Selbst wenn du in deinem Urlaubssemester wirklich gar nichts an Lebenserfahrung dazu lernst, bist du ja immernoch die gleiche Person, nur ein halbes Jahr älter, was irrelevant ist.

    Also falls man im Bewerbungsgespräch danach fragt, sollte vielleicht nicht deine Antwort sein, dass du ein fauler Sack bist, der nichts arbeiten will. Aber sonst ist eigentlich jeder andere Grund legitim.

    • CoconutKnight@feddit.deOP
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      10 months ago

      Es ist so beruhigend das von einem Personaler zu hören. Zumindest unterstell ich dir jetzt mal einer zu sein ^^

      • Ephera@lemmy.ml
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        10 months ago

        Nope, bin Software-Entwickler. Unsere Personaler hätten keine Chance zu beurteilen, ob die Leute bei uns reinpassen würden, deshalb werden die Bewerbungen auch an unser Team durchgereicht, wenn wir anmelden, dass wir Bedarf hätten. Wir gehen dann auch gerne mit in’s Bewerbungsgespräch.

        Ich war aber tatsächlich während der Ausbildung (die ich nach verkacktem Studium angefangen habe; bin auch ein Extrarunden-Kandidat) mal einen Monat bei unserer Personalabteilung. Und da hat mir einer der einstellenden Personaler im Grunde auch gesagt, dass er kaum Vorauswahl trifft.

        Bei Bewerbungen von Leuten ohne Berufserfahrung (also auch auf Stellen zur Ausbildung / Duales Studium) ist ihm am wichtigsten, dass erkennbar ist, dass die Leute Bock auf das Themengebiet haben und nicht nach 'nem halben Jahr dann merken, dass es nichts für sie ist. In unserem Job muss man die Leute sowieso nochmal schulen, auch wenn sie Prof. Dr. sonstwas sind, von daher will man vermeiden, dass man das umsonst macht.

        Naja, und bei Leuten mit Berufserfahrung kann er dann so grob schauen, ob irgendwelche Technologien dabei sind, die wir als interessant gelistet haben, aber auch hier wird großzügig durchgereicht und wir sortieren dann aus.

        Falls du Sorge hast, weil du keine Berufserfahrung hast, kannst du dir auch überlegen, als Werkstudent zu arbeiten. Viele Unternehmen nehmen sehr bereitwillig Werkstudenten, weil eben billige Arbeitskraft und man hat grundsätzlich keine Verpflichtung, die zu behalten. Aber du kannst dann ordentlich Berufserfahrung sammeln und dich auch in einem konkreten Unternehmen beweisen. Die wissen dann, dass du taugst und stellen dich viel lieber ein als eine wildfremde Bewerbung.
        Deshalb auch Bewerbungen an Unternehmen rausschicken, wo du denkst, die würden dich niemals nehmen. Die Chance ist gut, dass sie dich doch als Werkstudent einstellen und du dort länger bleiben kannst.

        Andere Pfade sind z.B. über Praktikum, Ausbildung oder als Arbeitnehmerüberlassung mittels einer Zeitarbeitsfirma einzusteigen. Ist alles nicht besonders geil für dich, aber je nach Berufsfeld schon ziemlich wichtig für den Einstieg.

  • flubo@feddit.de
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    10 months ago

    Naturwissenschaften und regelstudientzeit vertragen sich glaube ich nicht. Jedenfalls hat bei uns kaum jemand in der zeit abgeschlossen. Ich war insgesamt (Bachelor und master) 6 Semester über der regelstudienzeit. Hat nie jemand nach gefragt. Aber die Gremienarbeit in der Uni, die mich damals ein klein wenig Zeit gekostet hat (1h-2h die Woche), hat mir bei Bewerbungen extrem geholfen eingeladen zu werden und mir meinen aktuellen job eingebracht.

  • passepartout@feddit.de
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    10 months ago

    Die Regelstudienzeit betrifft nur die Zeit in der du keine Urlaubssemester machst. Das ist wichtig für den Prüfungsanspruch.

    Aber jo, ist dem AG später egal.

    • Anekdoteles@feddit.de
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      10 months ago

      Die neurotische Fixierung auf “Urlaubssemester” konnte ich eh nie nachvollziehen. Da geht es eher z.B. um BAFöG-Bezüge, denn in zahreichen Bundesländern gibt es nicht mal Langzeitstudiengebühren und Unternehmen interessieren sich auch nicht dafür, ob man die Regelstudienzeit mit oder ohne Urlaubssemester überschritten hat.

      • flubo@feddit.de
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        10 months ago

        Mir haben die urlaubssemester ganz schön geholfen. Ich wollte unebdingt Erasmus machen, war schon am Ende vom bachelor und hab mich entschieden das halt im ersten mastersemester zu machen. Leider haben die Experimente länger gedauert und ich hab es nicht geschafft mit dem auswerten und schreiben anzufangen bis das Erasmus losging. Wenn einem nur noch wenige studienpunkte fehlen und man an der gleichen uni bleibt, kann man aber gleichzeitig in bachelor und master eingeschrieben sein - man muss nur innerhalb des 1. Fachsemesters des Masters den Bachelor abschließen. Dafür ging das Erasmus leider zu lang - ich hatte nur noch 2 Wochen zum schreiben nach 6 Monaten Pause im Thema. ABER dank urlaubssemester war ich offiziell im 0.Fachsemester und konnte sachlich richtig argumentieren ,dass ich doch noch ein halbes Jahr zeit habe bis ich am Ende des ersten fachsemesters bin und den bachelor abschlieẞen muss. :D ich war selbst erstaunt dass ich damit durchgekommen bin aber ich glaub solange die regel wo auf Papier steht, freuen sich auch die Bürokraten wenn sie einem helfen können. :D

  • KISSmyOS@feddit.de
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    10 months ago

    Hängt stark von der Branche und dem gewünschten Arbeitgeber ab. In führende Großkonzerne kommst du als Berufseinsteiger nur mit straightem Lebenslauf und Bestnoten rein (aber die nehmen dich sowieso nur wenn du schon als Trainee/Dualer Student bei denen angefangen hast).
    Aber ich hab meinen fachfremden Bachelor erst nach 8 Jahren abgeschlossen und kann mich gerade (mit ein paar Jahren IT-Berufserfahrung bei kleinen Klitschen) auch nicht vor Vorstellungsgesprächen retten.

  • rurudotorg@feddit.de
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    10 months ago

    Als jemand mit 28 Studiensemestern kann ich nur sagen: ich habe davon enorm profitiert.

    Gerade die Umwege, Fehlschläge, Irrungen und Wirrungen haben mir später viel erspart. Als Abteilungsleiter habe ich dann auch eher die Langzeitstudenten als die Turbos eingestellt, die spätestens nach 3 Jahren wieder weg waren.

    Es kommt auch einfach darauf an, wie du es verkaufst. Persönlich sehe ich so etwas als Vorteil.

  • Ergänzend zu dem bisher Geschriebenen kommt es auch mit aufs Fach an. In technischen Fächern ist Regelstudienzeit eher die Ausnahme. Gerade wenn du noch nebenher arbeitest, oder dich irgendwo engagierst, dann ist Regelstudienzeit kaum machbar.

    Dazu kommt auch dein Alter. Wenn du mit 23 und ohne jede Berufserfahrung mit einem Masterabschluss ankommst, bist du für eine Firma oft weniger zu gebrauchen, als wenn du 25 bist, und schon ein paar Jahre im Nebenjob gearbeitet, relevante Praktika, oder Voluntariat oder ähnliches hast. Also alles, wo du als Teil einer größeren Organisation Aufgaben übernommen hast, und gelernt hast, wann du was selber erledigst und wann du Rücksprache hältst.

    • Anekdoteles@feddit.de
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      10 months ago

      Alles richtig, aber es gibt Einschränkungen. Denn es zählt nicht nur die Eigenschaften des Bewerbers, sondern auch die der Stelle. Zum Beispiel: Im Junior-Bereich wird eher nach Potential eingestellt. D.h. mit 23 und Masterabschluss hast du mehr Chancen auf eine Einsteigerstelle, als mit 27 und 2 Jahren Vollzeiterfahrung. Für Mid-Positionen, die eher die Regel sind, dürfte es aber natürlich umgekehrt sein.