Eine Anstellung lässt sich heute leicht finden, Personal wird dringend gebraucht. Doch die Wohnungssuche ist oft ein Albtraum – worunter zunehmend die Unternehmen leiden.
Das Gegenteil ist der Fall. Wohnungsnot ist ja gerade die Folge davon, dass mehr Wohnraum nachgefragt als bereitgestellt wird. Sie ist zudem das direkte Resultat großstadtfeindlicher Politiken bei gleichzeitiger Förderung von Land und Zersiedelung. Es ist eine Tatsache, dass es einen gewaltigen Nachfrageüberhang nach ubranem Leben gibt und das obwohl so massiv gegen Urbanität gearbeitet wird. Wie es wohl aussehen würde, wenn man Zersiedelung nicht mehr fördern würde? Es ist jedenfalls eindeutig, dass kontrollierte Ballung das A und das O zur Lösung der meisten Probleme der Moderne ist.
Wenn Politiker auch nicht eisern am sparen festhalten würden dann könnten staatliche Betreiber auch selber Wohnraum zu bezahlbaren Preisen bauen lassen anstatt mancherorts sogar vorhande Wohnungsbestand/Grundstücke zu verkaufen um andere Projekte zu finanzieren
In Wien zum Beispiel gibt es über 400 000 Wohnungen an den die Stadt voll oder teilinhaber ist und damit die Mietpreise auch in privaten Wohnungen nach unten drückt
Das hat weniger was mit staatlichen Ausgaben zu tun, sondern damit, wie öffentlicher Raum verteilt wird. Der wird nämlich verkauft und muss dementsprechend Gewinn abwerfen.
Es ist jedenfalls eindeutig, dass kontrollierte Ballung das A und das O zur Lösung der meisten Probleme der Moderne ist.
Diese “Probleme” würden mich jetzt mal interessieren. Denn das Ballen der Menschen nutzt den Menschen selber am wenigsten. Es macht sie höchstens besser kontrollierbar.
Die Zersiedlung wird ja auch nicht durch die Politik gefördert - Die nicht-Bezahlbarkeit des städtischen Wohnraums, die zu der Stadtflucht führt, ist das Resultat privater und gewerblicher Vermieter und Verkäufer, die den Hals nicht voll genug bekommen. Die Politik kann keine Mieten oder Verkaufspreise festlegen. Die Unattraktivität und Unbezahlbarkeit des Wohnraums ist eine Folge von Gier und Spekulation. Und das wird schlimmer werden, nicht besser.
Die Zersiedlung wird ja auch nicht durch die Politik gefördert
Doch, denn, sie setzt den Rahmen, in dem
Die nicht-Bezahlbarkeit des städtischen Wohnraums, die zu der Stadtflucht führt, […] das Resultat privater und gewerblicher Vermieter und Verkäufer, die den Hals nicht voll genug bekommen
ist. Du identifizierst die Ursache richtig und bleibst dann stehen, statt die Kausalkette bis zu ihrem Anfang zu verfolgen und der Ursache dieser Ursache auf den Grund zu gehen.
Die Politik kann keine Mieten oder Verkaufspreise festlegen.
Sie ist sogar noch viel mächtiger: Sie legt nämlich die Nutzung und die Bedingungen, zu denen Boden alloziert wird, fest. Es ist kein Naturgesetz, dass Boden wertschöpfend sein muss, sondern vielmehr ein gedankliches Überbleibsel des Feudalismus einerseits und der agraischen Prägung prä-industrieller Zeiten andererseits. Im Gegenteil liegt der Wert des Bodens im urbanen Raum ja gerade nicht in seiner Beschaffenheit (bsp. agraischer Ertrag), sondern ausschließlich in seinem städtischen Kontext. Die Stadt sollte als wertgebendes Element daher auch allein entscheiden, wie sie ihn gestaltet und nutzt und nicht von größeren politischen Institutionen dazu genötigt werden, ihn zu verkaufen. Dieser Verkauf ist nämlich ein ganz erheblicher Teil dessen, warum innerstädtischer Wohnraum so teuer ist. Die gezielte finanzielle Unterversorgung von Kommunen durch diese höheren Institutionen ist der andere. Städte würden nämlich selber bauen, wenn sie könnten. Auf der Bundesebene ist Städtebau und Wohnungsnot aber eben einerseits in der Verantwortlichkeit auf diese unteren zur Handlungsunfähigkeit zusammengestutzten Ebenen abgewälzt und andererseits hinter den Problemen der Zersiedlungsfreunde weggegerrymandert (symptomatisch dafür z.B. die Versorgung des ländlichen Raums mit Highspeed-Internet oder, dass man Kommunen Selbstbestimmung selbst in der Verkehrsgestaltung verweigert, um die Bedürfnisse der Vorstädte zu schützen).
Das ist das zentrale Problem unserer Zeit. Eine radikale Kommunalisierung der Politik ist die Zukunft, die wir brauchen und wahrscheinlich nicht kriegen werden.
Wie man das gleiche Problem sehen und zu so diametral entgegengesetzten Schlüssen kommen kann, ist doch echt faszinierend.
Die Leute wollen nicht urban leben, sie müssen, weil dort die Arbeit ist, weil wir immernoch meinen, die Leute aus dem Homeoffice wieder in die Büros bringen zu müssen, und weil dank auf die Zentren konzentrierter Infrastruktur außerhalb manchmal nicht mal Handyempfang funktioniert.
Wo nimmst du diese Einschätzung her? Kannst du mal kurz z.B. an Berlin denken. Meinst du, die Leute ziehen dort wegen der Arbeit hin? Lass uns auch mal kurz unsere Prämissen abgleichen: Stell dir mal bitte zwei identische mittelständische Unternehmen vor, die irgendiene Form von Dienstleistung erbringen und die, warum auch immer, Präsenz verlangen. Eines mit S-Bahn-Anschluss in Köln und eines mit Parkplatz in der Pampas. Ich bin überzeugt davon, dass letzteres Probleme haben wird, neue Mitarbeiter zu finden und das erstgenannte nicht. Siehst du das etwa anders? Denn nach deiner Interpretation davon, was die Leute wollen, müssten sie dem Unternehmen und weiteren Arbeitgebern “im Grünen” ja die Türen einrennen bis das Arbeitsangebot an diesen Orten aufgebraucht wäre. Das kann ich zumindest mit meinen Beobachtungen und Einschätzungen nicht in Einklang bringen.
Großstädte gibt es seit tausenden von Jahren. Das ist weder ein Experiment noch ist es grundlegend gescheitert.
Das Problem ist, dass die Kosten für Wohnraum is den letzten Jahrzehnten wesentlich stärker angestiegen sind als das verfügbare Einkommen.
Und seit Tausenden von Jahren zerfallen Städte wieder, wenn sie zu groß sind. Man kann nicht versuchen, Menschen in Städte hineinzupressen, wenn nicht genug Ressourcen zum Überleben da sind. Das funktioniert nicht, denn bezahlbarer Wohnraum ist eine zentrale Ressource.
Warte einfach nur bis das globale Finanzkapital auch mit seinen Investments bis in dein Dorf runter ist. Es gibt nämlich wenig Gründe, warum jemand lukrativen Wohnraum in der Stadt als Investment kaufen sollte und nicht lukrativen Wohnraum auf dem Dorf.
Anders ausgedrückt: Das hochgelobte Experiment Großstadt hat sein Verfallsdatum erreicht.
Das Gegenteil ist der Fall. Wohnungsnot ist ja gerade die Folge davon, dass mehr Wohnraum nachgefragt als bereitgestellt wird. Sie ist zudem das direkte Resultat großstadtfeindlicher Politiken bei gleichzeitiger Förderung von Land und Zersiedelung. Es ist eine Tatsache, dass es einen gewaltigen Nachfrageüberhang nach ubranem Leben gibt und das obwohl so massiv gegen Urbanität gearbeitet wird. Wie es wohl aussehen würde, wenn man Zersiedelung nicht mehr fördern würde? Es ist jedenfalls eindeutig, dass kontrollierte Ballung das A und das O zur Lösung der meisten Probleme der Moderne ist.
Wenn Politiker auch nicht eisern am sparen festhalten würden dann könnten staatliche Betreiber auch selber Wohnraum zu bezahlbaren Preisen bauen lassen anstatt mancherorts sogar vorhande Wohnungsbestand/Grundstücke zu verkaufen um andere Projekte zu finanzieren
In Wien zum Beispiel gibt es über 400 000 Wohnungen an den die Stadt voll oder teilinhaber ist und damit die Mietpreise auch in privaten Wohnungen nach unten drückt
Das hat weniger was mit staatlichen Ausgaben zu tun, sondern damit, wie öffentlicher Raum verteilt wird. Der wird nämlich verkauft und muss dementsprechend Gewinn abwerfen.
Diese “Probleme” würden mich jetzt mal interessieren. Denn das Ballen der Menschen nutzt den Menschen selber am wenigsten. Es macht sie höchstens besser kontrollierbar.
Die Zersiedlung wird ja auch nicht durch die Politik gefördert - Die nicht-Bezahlbarkeit des städtischen Wohnraums, die zu der Stadtflucht führt, ist das Resultat privater und gewerblicher Vermieter und Verkäufer, die den Hals nicht voll genug bekommen. Die Politik kann keine Mieten oder Verkaufspreise festlegen. Die Unattraktivität und Unbezahlbarkeit des Wohnraums ist eine Folge von Gier und Spekulation. Und das wird schlimmer werden, nicht besser.
Doch, denn, sie setzt den Rahmen, in dem
ist. Du identifizierst die Ursache richtig und bleibst dann stehen, statt die Kausalkette bis zu ihrem Anfang zu verfolgen und der Ursache dieser Ursache auf den Grund zu gehen.
Sie ist sogar noch viel mächtiger: Sie legt nämlich die Nutzung und die Bedingungen, zu denen Boden alloziert wird, fest. Es ist kein Naturgesetz, dass Boden wertschöpfend sein muss, sondern vielmehr ein gedankliches Überbleibsel des Feudalismus einerseits und der agraischen Prägung prä-industrieller Zeiten andererseits. Im Gegenteil liegt der Wert des Bodens im urbanen Raum ja gerade nicht in seiner Beschaffenheit (bsp. agraischer Ertrag), sondern ausschließlich in seinem städtischen Kontext. Die Stadt sollte als wertgebendes Element daher auch allein entscheiden, wie sie ihn gestaltet und nutzt und nicht von größeren politischen Institutionen dazu genötigt werden, ihn zu verkaufen. Dieser Verkauf ist nämlich ein ganz erheblicher Teil dessen, warum innerstädtischer Wohnraum so teuer ist. Die gezielte finanzielle Unterversorgung von Kommunen durch diese höheren Institutionen ist der andere. Städte würden nämlich selber bauen, wenn sie könnten. Auf der Bundesebene ist Städtebau und Wohnungsnot aber eben einerseits in der Verantwortlichkeit auf diese unteren zur Handlungsunfähigkeit zusammengestutzten Ebenen abgewälzt und andererseits hinter den Problemen der Zersiedlungsfreunde weggegerrymandert (symptomatisch dafür z.B. die Versorgung des ländlichen Raums mit Highspeed-Internet oder, dass man Kommunen Selbstbestimmung selbst in der Verkehrsgestaltung verweigert, um die Bedürfnisse der Vorstädte zu schützen).
Das ist das zentrale Problem unserer Zeit. Eine radikale Kommunalisierung der Politik ist die Zukunft, die wir brauchen und wahrscheinlich nicht kriegen werden.
Edit: Höchstrelevante Entdeckung von drüben.
Wie man das gleiche Problem sehen und zu so diametral entgegengesetzten Schlüssen kommen kann, ist doch echt faszinierend.
Die Leute wollen nicht urban leben, sie müssen, weil dort die Arbeit ist, weil wir immernoch meinen, die Leute aus dem Homeoffice wieder in die Büros bringen zu müssen, und weil dank auf die Zentren konzentrierter Infrastruktur außerhalb manchmal nicht mal Handyempfang funktioniert.
Wo nimmst du diese Einschätzung her? Kannst du mal kurz z.B. an Berlin denken. Meinst du, die Leute ziehen dort wegen der Arbeit hin? Lass uns auch mal kurz unsere Prämissen abgleichen: Stell dir mal bitte zwei identische mittelständische Unternehmen vor, die irgendiene Form von Dienstleistung erbringen und die, warum auch immer, Präsenz verlangen. Eines mit S-Bahn-Anschluss in Köln und eines mit Parkplatz in der Pampas. Ich bin überzeugt davon, dass letzteres Probleme haben wird, neue Mitarbeiter zu finden und das erstgenannte nicht. Siehst du das etwa anders? Denn nach deiner Interpretation davon, was die Leute wollen, müssten sie dem Unternehmen und weiteren Arbeitgebern “im Grünen” ja die Türen einrennen bis das Arbeitsangebot an diesen Orten aufgebraucht wäre. Das kann ich zumindest mit meinen Beobachtungen und Einschätzungen nicht in Einklang bringen.
Großstädte gibt es seit tausenden von Jahren. Das ist weder ein Experiment noch ist es grundlegend gescheitert.
Das Problem ist, dass die Kosten für Wohnraum is den letzten Jahrzehnten wesentlich stärker angestiegen sind als das verfügbare Einkommen.
Und seit Tausenden von Jahren zerfallen Städte wieder, wenn sie zu groß sind. Man kann nicht versuchen, Menschen in Städte hineinzupressen, wenn nicht genug Ressourcen zum Überleben da sind. Das funktioniert nicht, denn bezahlbarer Wohnraum ist eine zentrale Ressource.
Warte einfach nur bis das globale Finanzkapital auch mit seinen Investments bis in dein Dorf runter ist. Es gibt nämlich wenig Gründe, warum jemand lukrativen Wohnraum in der Stadt als Investment kaufen sollte und nicht lukrativen Wohnraum auf dem Dorf.