Hallo zusammen,

für mich ist klar, dass wir als Menschheit alles daran setzen müssen, die Verkehrswende voran zu bringen. Idealerweise heißt das: weniger Reisen. Und wenn (Fern-)Reisen - so war ich überzeugt - dann am besten mit dem Zug. Pro Passagier gerechnet muss der ja deutlich weniger Energie verbrauchen. Aber wie viel eigentlich genau?

Bei meiner Recherche bin ich auf den verlinken Artikel gestoßen. Und demnach sind die Züge in Deutschland gar nicht mal so effizient, wie ich immer dachte. Laut dem Artikel wäre die Bahn pro Passagier nur ungefähr gleichauf mit einem Elektroauto. Wenn im Elektroauto zwei, drei oder vier Personen sitzen, sei die Bahn unterlegen. Als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel werden im Artikel (Elektro-)Busse genannt.

Nun ist der Artikel aber einerseits schon etwas älter (2021) und andererseits auch der Autor (“Elektro-Auto-News”) nicht unbedingt unparteiisch bzw. neutral.

Gibt es seriösere Quelle über den Gesamtenergieverbrauch der verschiedenen Verkehrsmittel? Idealerweise auch unter Berücksichtigung der Herstellung und der dafür benötigten Infrastruktur?

Viele Grüße, Robin

  • Turun@feddit.de
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    9 months ago

    Ich würde hier unterscheiden zwischen Fahren und Stehen.

    Der Platzverbrauch beim Fahren ist sicherlich höher, aber das sehe ich gar nicht mal so kritisch. Das Auto ist ja zum Fahren da und ist somit in dieser Zeit produktiv. Ich stimme dir auch zu, dass die Flächenberechnung da nicht so einfach und sauber ist.

    Mir ging es im vorherigen Kommentar hauptsächlich ums stehen. Der ÖPNV steht nicht. Punkt. Das Auto steht zu 95% der Zeit. Klar, perfektes Parallelparken am Straßenrand kriegt man vielleicht unter 10m2 hin. Aber ein normaler Parkplatz? Neue Kleinwagen haben ein Minimum von ca 1.8mx3.9m (7m2) (https://de.automobiledimension.com/kleinwagen.php). Wenn man einen Kran hat und durchs Dach klettert. Realistisch muss man da 0.5m auf beiden Seiten fürs aussteigen und Spiegel hinzurechnen, 0.3 nach vorne, und ne halbe Straßenbreite nach hinten, weil Kran ist halt nicht. Sagen wir Mal 2m für die halbe Straße (das Auto kann also gerade so quer drauf stehen). Damit sind wir bei 2.8mx(3.9+0.3+2)m = 17.3m2 für einen Kleinwagen wir ihn der durchschnittliche Autofahrer parken wird.
    Parkplätze müssen aber auch für größere Autos ausgelegt sein, also das ganze nochmal. Auto ca. 1.9mx4.9m. (https://de.automobiledimension.com/oberklassewagen.php) Seiten Abstand beidseitig 0.5m, vorne 0.3, hinten ganz sicher mehr als 0.54m. Mehr Auto braucht mehr Platz zum rangieren. Sagen wir Mal 0.55m. Wird in der Realität sicher mehr sein, man will ja nicht, dass der komplette weg versperrt ist, nur weil zwei stehende Autos die Heckklappe auf machen, aber sind wir Mal nett. Dann braucht dieses Auto auf einem vollen Parkplatz ganze (1.9 + 0.5 + 0.5)m x (4.9 + 0.3 + 2.5)m = 22.3m2. Andere Straßenteile des Parkplatzes noch nicht hinzugerechnet! Es ist absurd.

    Das Argument “man kann auf einer Straße auch einen Wochenmarkt machen” halte ich für nicht gültig. Also als permanente Umwidmung gerne, aber man kann nicht ernsthaft Straßen nur zu 90% zählen, weil man ja die ganze Straße auch umwidmen könnte. Und zumindest bei Straßenbahnen sind die Schienen flach genug, dass das auch gehen würde. Schlägt nur keiner vor, weil ÖPNV für ein Straßenfest lahmzulegen einfach dumm ist. ÖPNV ist nützlich und unverzichtbar, Autos hingegen…

    Und natürlich wird man weiterhin Straßen als Infrastruktur haben. Für Lieferungen, Notfälle, Busse und ich würde sogar sagen Taxis und der ein oder andere Privatgebrauch ist die Automobilität halt unschlagbar. Aber auf den Flächenverbrauch von Parkplätzen und die Luftverschmutzung durch Stau kann ich sehr gut verzichten.

    Edit: hätte ich Mal bei deinem Artikel zuerst runter gescrollt und gelesen, lol. Über die genauen Werte kann man sich streiten und wie gesagt ich sehe den Flächenverbrauch beim fahren im allgemeinen als nicht so wichtig an. Im Berufsverkehr ist dieser Wert aber durchaus interessant. Wir alle hassen Stau und die die Graphik zeigt gut, warum Stau bei hoher Auslastung unvermeidbar ist: es ist einfach nicht genügend Platz um schneller zufahren.
    Ich möchte außerdem hervorheben, dass genau in der Situation wo es wichtig ist, also in Zeiten hoher Auslastung, der ÖPNV pervers effizient wird. 20% Auslastung ist vermutlich ein guter Durchschnitt. Von 7-8 Uhr kommt man da aber locker auf 80%, je nach Streckenabschnitt.