Ich bin mal wieder auf dieses wunderbare Subset der Reddit-Nutzer gestoßen und mal ganz ehrlich - das ist doch eine bezahlte Desinfo-Kampagne oder sonstwie über ein anderes Subreddit organisiert, oder? Bei wirklich jedem Energie-Thema (wie etwa hier) kommen plötzlich zig Leute an, die sonst nie im Subreddit unterwegs sind und erstmal “Schlimm, dass Deutschland die Atomkraftwerke abgeschaltet hat” posten. Und dann hauen im Pulk haufenweise Posts raus, die irgendwie zwischen Missinformation und ChatGPT liegen. Ernsthaft: Wer schreibt bitte so wenn nicht ChatGPT?
This is clearly a problem that needs significant investment and converted effort to solve. However, I would reiterate that these problems simply aren’t applicable to modern nuclear power generation approaches. The mistakes of the past when we understood little of the security requirements of the technology cannot be assumed to be representative of the safety of newer plants.
Das ganze wird kombiniert mit einer sehr überzeugten Ahnungslosigkeit. Es ist ja eh schon erstaunlich, dass so viele englischsprachige Leute sich für die deutsche Energieinfrastruktur interessieren und dann genau wissen, wie sich der deutsche Energiemix nach dem Atomausstieg zusammensetzt, aber es ist halt schon erstaunlich, dass die alle gnadenlos falsch liegen und wirklich alle falsche Infos verbreiten.
Also: Hat einer von euch eine Ahnung, was dort los ist?
Als Migrantin muss ich sagen: Ich verstehe den Widerstand gegen Atomkraft gar nicht. Sie ist nicht mehr die beste Energiequelle, aber dies ist nur seit Kurzem so. Die Sachen, die Atomkraftwerke gefährden, sind keine großen Risiken in Deutschland, nämlich Erdbeben, Tsunamis und Vernachlässigung durch die Regierung nach Art sowjetischer Union.
Mein primäres Problem damit ist folgendes:
Wir haben kein Endlager.
Wir können ja mit Atomkraft anfangen, wenn es ein Endlager gibt und wir wissen, was die Endlagerung über ihre Jahrtausende lange Dauer hinweg kostet.
Dann können wir diese Kosten auf die Stromkosten aufschlagen und schauen, ob es sich lohnt.
Aber “Atomstrom” wird seit 60(!) Jahren erzeugt und es gibt immer noch kein Endlager. WTF?
Es ist auch keins in Aussicht. Im neu ausgerollten “ergebnisoffenen” Prozess eins zu finden hat z.B. die bayerische Regierung schon ausgeschlossen, dass es in Bayern sein wird. Niemand will ein Endlager bei sich haben und Deutschland ist dicht besiedelt.
So wie es jetzt ist, wurden massive privatwirtschaftliche Profite gemacht und die Kosten für Jahrtausende lange Endlagerung den nachfolgenden Generationen an Steuerzahlern hinterlassen.
Und das ist der optimistische Fall, denn dass keine Radioaktivität in die Umwelt gelangt ist bisher ja nicht garantiert. Die aktuellen Zwischenlager sind nicht geeignet, und Unfälle passieren.
Ein anderes Problem ist, dass das Uran irgendwo her kommen muss, der Abbau Umwelt- und Gesundheitsschädlich ist, und die meisten Uranminen unter russischer Kontrolle sind.
Ich bin bestimmt nicht dafür, dass Deutschland neue Atomkraftwerke baut. Das ist ja jetzt vorbei und Atomkraft ist nicht so effizient wie Wind- und Sonnenenergie. Bayern ist auch nicht dafür, die Errichtung von Windmühlen oder Sonnenfarms zu erlauben.
Es stimmt, dass wir kein Endlager haben. Es gibt giftige Nebenprodukte von Kohle, Erdgas oder Mineralöl, welche wir auch nicht lagern, sondern in die Luft schmeißen.
Es wäre besser, wenn wir ein Endlager hätten, aber mMn ist es fast genauso schwer eine Tonne zu lagern wie drei. Wir (als Menschen, nicht unbedingt Deutschland) müssen schon eine Lösung für Atommüll finden, daher finde ich es auch okay, wenn wir eine größere Menge haben.
Ist das super verantwortungsvoll? Nein. Ich finde Kohle, Erdgas und Mineralöl noch weniger verantwortungsvoll, und daher habe ich Atomkraft immer politisch unterstützt, wenn es nur um Unerneuerbares geht. Da ungefähr 80% deutscher Energie kommt aus unerneuerbaren Quellen, war das leider oft.
Jetzt finde ich es quasi irrelevant, weil wir bessere Sonnen- und Windenergietechnik haben.
Valide Meinung, auch wenn ich den Faktor 3 etwas hoch gegriffen finde.
Man hätte halt eigentlich gar nicht Anfangen dürfen das im großen Stil zu betreiben ohne die Endlagerfrage geklärt zu haben.
Analog gibt es die Leute, die weiter unverändert CO2 in die Luft blasen wollen, mit dem Verweis auf zukünftige Technologien, die den Klimawandel dann bestimmt zurückdrehen werden.
Klar macht’s in Hinsicht auf den existierenden Atommüll nix, die Laufzeit ein paar Monate oder Jahre zu verlängern. Aber es gibt ja Leute, die fordern eine neue Ära der Atomkraftwerke (und Länder, die das machen). Das ist halt quatsch.
Haben wir ein Endlager für den Abfall aus Kohlestrom? Nein, wir blasen es einfach in die Luft. Stört scheinbar keinen. Vielleicht sollten wir das Uran ja einfach zu Staub machen und dann genauso in die Luft blasen? Kohle ist mit abstand die tödlichste Form der Energieerzeugung: https://www.tech-for-future.de/sicherste-energiequelle/ Es ist noch nicht ein einziger Mensch wegen Atommüll gestorben (!) wohingegen jedes Jahr tausende an der Luftverschmutzung von Kohle sterben.
Atomkraft ist keine dauerhafte Lösung, das werden können per Definition nur Erneuerbare sein. Aber Atomkraft ist nach wie vor eine sehr solide Möglichkeit um die Übergang zu 100% Erneuerbare zu schaffen.
Naturkatastrophen können jederzeit passieren. Siehe aktuell die Hochwasserlage. Auch Dürren im Sommer sind problematisch für Atomkraftwerke, wie man in Frankreich beobachten kann. Atomkraft langfristig sicher zu betreiben ist ein vielfaches teurer als auf Sonne und vor allem Windkraft zu setzen.
Es geht aber immer um den Vergleich zu Kohle. Und da hat Deutschland viel weniger Probleme mit.
Ja natürlich. Es ist total wild von einer außen Perspektive, Kohle noch in 2024 zu benutzen. Es tut mir leid, dass es ein langweiliges Gespräch ist, aber niemand anders versteht es.
Und jetzt haben wir fortgeschrittenere Sonnen- und Windkrafttechnik, aber bis ~2015 war Atomkraft viel besser für die Umwelt.
Man muss auch daran denken, dass Sonnen- und Windkraft leider kaum in Deutschland benutzt werden. Erneuerbare Energien sind nur ein kleiner Teil deutsches Energieverbrauchs.
Naturkatastrophen können passieren, stimmt. Aber ich glaube, Deutschland kann das. Frankreich hat einen großen Anteil an Atomkraft und trotz der Dürren (was Kraftwerke nur zum Stillstand wegen der Kühlung bringen) sind in 50 Jahren, laut Wikipediaauf Englisch aber nicht Deutsch, 16 Personen deswegen medizinisch behandelt und eine gestorben worden.
Ein Tod ist natürlich nicht nichts, aber keine Energie ist sicher. Menschen sterben auch weil Deutschland Atomkraft ersetzt hat.
Plus Fachkräfte, Brennmaterial, klagen gegen Standorte etc. Da hängt so viel dran, dass sich die Investitionen einfach nicht lohnen.