• luciferofastora@feddit.org
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    5 days ago

    Jesus: “Gebt den Armen, helft Fremden, vergebt Schulden und schafft mir verdammt noch mal diese profitgeilen Wucherer aus den Augen. Reiche sind grundsätzlich schlechte Menschen, die nicht in den Himmel kommen, und Egoismus ist die zweitgrößte Sünde.”

    Da gibt es recht wenig rumzudeuten.


    Anzumerken ist, dass er nicht den Reichtum an sich verdammt, sondern die Habgier und den Geiz. Allerdings ist es tendenziell eher schwer, ohne Gier reich zu werden, und wer damit wirklich großzügig ist bleibt tendenziell auch nicht lange reich. Entsprechend schwer ist es, gleichzeitig ein guter Mensch und reich zu sein.

    • Prunebutt@slrpnk.net
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      5 days ago

      Nach der Tora soll es alle 50 Jahre einen Schuldenschnitt geben. Da soll man ruhig mal probieren, so pervers reich zu werden.

    • Kornblumenratte@feddit.org
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      5 days ago

      Angesichts seiner überlieferten Aussagen zu dem Thema bin ich mir da nicht so sicher, dass dieses “nicht den Reichtum an sich, sondern die Habgier und den Geiz verdammen” nicht eher eine entschärfende Interpretation späterer Ausleger ist.

      • luciferofastora@feddit.org
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        5 days ago

        Auch gut möglich. Die Unschärfe hat man bei dem Thema eh.

        Ich finde es aber durchaus glaubwürdig, dass es ihm weniger um das Sein ginge als um das Tun und Wollen was dazu führt oder es behebt. Wer durch Zufall (“Gottes Geschenk”) reich wird, ist dafür nicht zu verdammen. Wer das eifersüchtig hütet oder verwendet um noch reicher zu werden, verschuldet sich damit aktiv. Wer es weggibt und mit denen teilt, die weniger Glück hatten, oder es investiert um anderen zu helfen, der wiederum tut aktiv Gutes.


        Wir müssen auch bedenken, in welcher Gesellschaft diese Haltungen gepredigt und beliebt wurden.

        Der überwiegende Großteil des Volkes, dem er gepredigt hat, werden Bauern und Fischer gewesen sein: Menschen in permanenter Armut dank Ausbeutung durch die Eliten (heimische und römische), denen der Gedanke von Reichtum sicherlich verlockend gewesen sein wird. Gerade Agrargesellschaften überleben aber auch durch das Pflegen von Beziehungen, zu Nachbarn und zu lokalen Eliten. Wer durch eine glückliche Ernte “reich” wird (im Verhältnis zum generellen Armut) bewirtet seine weniger glücklichen Nachbarn und greift anderen in Not unter die Arme, damit er umgekehrt das gleiche von seinen Nachbarn erwarten kann wenn ihn dann mal das Unglück trifft.

        In solch einem Kontext ist die Lehre so doch sehr schlüssig: Dem Bauern seine glückliche Ernte schlechtzureden macht dich nicht gerade beliebt und ihn nicht gerade geneigt, dir zuzuhören; ihn zu ermutigen, das mit anderen zu teilen schlägt in eine Kerbe die ohnehin bekannt und allgemein akzeptiert ist.

        Umgekehrt richtet sich das ganze ja auch gezielt gegen die gierigen Eliten: Sie zu ermahnen, dass Gier sie nur verdamme und dass Großzügigkeit (wie das gemeine Volk sie unter sich schätzt) der Weg zur Erlösung sei wird ihn zum einem beim Volk beliebt gemacht haben, zum anderen umgeht es aber auch hier die Gefahr, kategorisch abgelehnt und verfolgt zu werden. Durch die semantische Trennung des materiellen Besitzes vom Besutzer bietet man ihnen einen versöhnlichen Weg zur physischen: Trenne dich von dem, was dir eh nicht ins Grab folgen kann; es ist kein Teil von dir, es definiert dich nicht. So wirst du dir Belohnungen dort sammeln, wo dir all das Silber nichts bringt.

        Somit glaube ich, dass es sowohl mit den Prinzipien vereinbar wäre als auch politisch intelligenter gewesen sein wird, nicht das Reich-Sein an sich anzugreifen sondern vielmehr zur Änderung des Verhaltens aufzurufen.