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Cake day: June 24th, 2023

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  • Genau das Argument habe ich schonmal in dem Zusammenhang gehört, warum man seinen Kindern beibringen soll, nur vertraute Personen zu duzen. Finde ich eigentlich ganz plausibel.

    Ganz abseits davon bevorzuge ich das Du und im Alltag ist das Du meine Art (wahrscheinlich im Gegensatz zum Mainstream), Respekt auszudrücken: Ich sehe Dich als einer der Meinen an, fühle mich mit Dir (im weitesten Sinne) verbunden, also duze ich Dich. Das Sie ist für mich erstmal Ausdruck von Distanz und Misstrauen.

    Gilt natürlich nicht dort, wo ich mich in andere soziale Normen einfüge: Meinen Chef z.B. respektiere ich (im positivsten Sinne) und trotzdem wird er gesiezt, weil das die Kultur in unserem Unternehmen ist.





  • Richtig, deswegen ist für die im Rahmen der Grundsicherung ja bereits gesorgt. Da muss ich keinen Extratopf anlegen.

    Aber die Grundsicherung ist wieder eine Antragsleistung. Warum die nicht geeignet sind, würdig Altersarmut entgegen zu wirken, habe ich ja schon geschrieben. Ich spreche mich ja auch nicht für Extratöpfe aus, sondern das Rentenniveau anzuheben.

    Wir finden als Gesellschaft offensichtlich, dass der Vollzeit-Mindestlöhner direkt mal 40% seines Einkommens abdrücken kann.

    Das ist faktisch falsch.

    Wenn Du Vollzeit (40 Wochenstunden) zu Mindestlohn (12,82 €) arbeitest, verdienst Du ca. 2.220 € brutto im Monat. Angenommen Du zahlst keine Kirchensteuer und hast keine Kinder, zahlst Du hiervon ca. 480 € Sozialversicherung und ca. 140 € Lohnsteuer und kommst auf etwas unter 28 % Abgaben.

    würde man Leute aus dem Wohnrechtsanspruch und dem Anspruch auf Grundsicherung rausheben. Also cool I guess, und die 3 Leute die sich schämen haste damit vielleicht bedient, unterm Strich kommts aufs selbe rau.s

    Wenn ich durch eine höhere Mindesrente Menschen, die durch ihre niedrige Rente eigentlich Anspruch auf Grundsicherung im Alter hätten, diese aber nicht in Anspruch nehmen, über die Armutsgrenze hieven, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung. 🤷


  • Ich habe nicht gesagt dass ich speziell kleinere Einkommen entlasten möchte. Ich hab gesagt ich möchte alle Einkommen aus Arbeit entlasten.

    Stimmt, mein Punkt ist aber, dass geringe Einkommen die größere Entlastung brauchen, egal was mit der Entlastung passieren soll. Wenn Du wirklich möchtest, dass die Menschen ihre Altersvorsorge kapitalgedeckt aufbessern, musst Du die Gering erdiener am meisten in den Blick nehmen, weil bei denen die Gefahr am größten ist, dass zusätzliches Netto-Einkommen direkt in den Alltagskonsum fließt.

    Kapitalgedeckte Altersvorsorge mag ja auch individuell hilfreich sein, aber neben dem Umstand, dass sie meiner Meinung nach für weite Teile der Bevölkerung nicht erreichbar ist, löst sie ein ganz anderes Problem nicht: Wir müssen uns Gedanken über die Arbeitsproduktivität machen, weil die Waren und Dienstleistungen, die Rentner:innen (und natürlich auch Kinder) konsumieren, irgendwie produziert werden müssen. Und das ist erstmal unabhängig von Geld. Dieser Aspekt des Rentenproblems wird in der aktuellen Debatte über Renten überhaupt nicht betrachtet.

    Zum Glück werden die unterstützt.

    …in völlig unzureichenden Maße.

    Da liegt es nicht am prozentualen Rentenniveau, sondern an zerstückelten Erwerbsbiografien, also nicht geleisteten Beitragsjahren.

    Diejenigen, die zerstückelte Einkommensbiografien haben, sicherst Du aber auch nicht mit individueller, kapitalgedeckten Vorsorge ab, weil die in den Jahren, wo das Einkommen knapp ist, ja auch nichts auf die Seite legen können.

    Das Armuts Niveau sichern wir über Transfers ab. Wohngeld, Grundsicherung etc. Das ist heute so, dass ist morgen auch noch. Unabhängig vom Rentenniveau.

    Stimmt, aber abgesehen davon, dass die vorne und hinten nicht reichen, werden viele Sozialleistungen insbesondere von Rentnern:innen nicht in Anspruch genommen, entweder aus Scham oder aus Unkenntnis, was einem alles zusteht. Würde man die Renten (zumindest im unteren Bereich, man kann ja auch über progressive gestaltete Renten nachdenken, die geringe Renten begünstigen) anheben, würde das Geld tatsächlicher und einfacher diejenigen erreichen, die es gebrauchen können und gleichzeitig sogar Bürokratie abbauen.


  • Nein, es macht für mich keinen Unterschied wo mir der Staat durch Abgaben, über die ich nicht frei entscheiden kann, das Gehalt schmälert.

    Sollte es aber: Wenn die Steuerfreibeträge gesenkt werden, profitieren hohe Einkommen mehr davon, als niedrige Einkommen, weil die Senkung der Freibeträge dazu führt, dass weniger vom Einkommen mit den höchsten Steuersätzen versteuert wird. Wenn Du kleine Einkommen entlasten möchtest, solltest Du die Sozialversicherungsbeiträge senken weil die bei Geringverdienern den größten Teil der Abgabenlast ausmachen.

    Leute die weniger arbeiten können haben selbstverständlich auch was davon, wenn wir weniger Abgaben auf Arbeitseinkommen haben.

    Wie oben gesagt: Geringe Einkommen haben von der Erhöhung der Steuerfreibeträge nur wenig.

    Menschen die nicht arbeiten haben definitionsgemäß nichts von geringeren Abgaben auf Arbeitseinkommen.

    Genau, dabei sind das diejenigen, die den größten Unterstützungsbedarf haben.

    Kindern bis Studenten wird mehr Netto ihrer Eltern mutmaßlich helfen.

    Auch hier bin ich der Meinung, dass progressiv gestaltete Abgaben und auf der Gegenseite Unterstützungssysteme für Familien mit geringen Einkommen die bessere Umverteilungswirkung haben.

    Genau das tun sie doch jetzt schon. Welches Niveau hättest du gerne stabilisiert?

    Auf jeden Fall irgendwo, wo das Niveau armutsfest ist. Deutschland kann sich gerne an Österreich orientieren.


  • Wenn für alle Arbeitnehmer die Abgaben gesenkt werden, haben wir alle etwas davon.

    Wer wie viel davon hat, hängt jetzt aber davon ab, welche Abgaben gesenkt werden (Steuern oder Sozialbeiträge?) und es gibt ja auch noch Menschen, die keine Arbeitnehmer:innen sind.

    Was ist mit Kindern, Studis, Rentner:innen, Menschen die aufgrund der Pflege von Angehörigen (da zähle ich auch die Versorgung von Kindern drunter) weniger oder gar nicht arbeiten, Kranken, Arbeitslosen? Das sind alles Leute, die ich von Dir nicht berücksichtigt sehe und die im Zweifel auf kollektive Unterstützung angewiesen sind.

    wo hat die aktuelle Regierung nennenswert “die Wirtschaft” gepampert?

    Ad hoc fallen mir diese Maßnahmen ein:

    • Geplante Absenkung der Körperschaftssteuer von 15 % auf 10 % ab 2028.
    • günstigere Abschreibungsregelungen für Unternehmensinvestitionen
    • günstigere Abschreibungsregelungen für betriebliche genutzte E-PKW
    • Lieferkettengesetz soll gekippt werden
    • Verbrenner-Zulassungsverbot soll gekippt werden

    Das sind alles Maßnahmen, die ökonomisch die Angebotsseite in den Blick nehmen, um “die Wirtschaft” wieder anzukurbeln, obwohl empirisch bewiesen ist, dass Steuererleichterungen nicht die Investitionsbereitschaft von Unternehmen sondern lediglich ihre Gewinne steigert. Gleichzeitig gibt es ungefähr eine gefühlte Million Maßnahmen, für die wir Geld ausgeben könnten, die nicht nur den Menschen unmittelbar helfen würde, sondern außerdem die Nachfrageseite der Wirtschaft stärken und diese ankurbeln könnte, zum Beispiel…

    • mehr Geld für Bildung ausgeben
    • Elterngeld an das aktuelle Preisniveau anpassen
    • Renten stabilisieren
    • Kinder- und Jugendhilfe stärken
    • Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel senken