Moin, ich versuche mich kurz zu fassen. Ich bin seit langer Zeit bei der GLS-Bank und bin mit deren Grundsätzen sehr zufrieden, bis auf… Nunja, die Bank hat anthroposophische Wurzeln. Ich stehe diesem esoterischen und veralteten Rudolf-Steiner-Humbug eher ablehnend gegenüber. Stört mich nicht, wenn Leute an sowas glauben, aber zumindest will ich sowas mit meinem Geld nicht fördern, wenn es sich vermeiden lässt. Hier soll es aber nicht um die Gründe gehen, warum ich persönlich diesen Firlefanz ablehne. Die Bank hat sich in den letzten Jahrzehnten modernisiert und positioniert sich zu der Thematik wie folgt:

"Welchen Bezug hat die GLS Bank zur Anthroposophie?

Die Gründungsgeneration der GLS Bank waren Anthroposophinnen. Deren Impulse schätzen wir als Basis unserer Arbeit, etwa die beiden Geldqualitäten Leihen und Schenken. Mittlerweile sind auch andere Weltanschauungen in der Bank vertreten. Fast tausend Kolleginnen bringen ihre vielfältigen Ideen, Kulturen und Meinungen in der GLS Bank ein - auf der Basis unseres Leitbildes: „Grundlage unserer Arbeit ist die Achtung vor dem Leben und die Sorge um eine friedliche Koexistenz aller Kulturen, die auf individuelle Freiheit und Verantwortung gegründet sind.“

Eingesetzt werden die Mittel der Bank für ein breites Spektrum an sozialen, ökologischen und kulturellen Unternehmungen und Projekten.

Vielfalt, Diversität und Inklusion begrüßen wir – Diskriminierung, Rassismus und Nationalismus lehnen wir ab."

Das klingt nicht ablehnend, aber stark relativierend, weshalb ich der Bank bisher Treu geblieben bin, mit einem kleinen Beigeschmack. Andere Banken finanzieren größeren Mist als ein paar esoterische Einrichtungen, und auch die werden ja von konventionelle Banken finanziert, wenn sie kreditwürdig sind. Vor Kurzem bin ich durch den Erwerb von Anteilen, die für mindestens 5 Jahre gebunden werden und mit 3% verzinst werden, Genossenschaftler geworden (mindestens 5 Anteile, also 500€ insgesamt). Das (und die Kreditvergabe der Bank an irgendein Windrad, dessen Gewinne in eine Homöopathisches Klinik fließen sollen) habe ich zum Anlass genommen, mal einen Blick in die Satzung zu werfen. Ich habe die PDF der Satzung vom 03. Juni 2023 geöffnet, und auf die faule art mit Strg f nach Stichworten durchsucht, die explizit auf Anthropologie hindeuten, um meine second thoughts beim Erwerb meiner Anteile zu lindern. Keine Suche hat angeschlagen, kein Walldorf, kein anthro, kein Osteopathie, kein demeter, nicht mal das Wort “alternativ” geschweige denn globuli war zu finden… Ich war schon fast zufrieden, da tippte ich sie docj noch ein: die 5 Buchstaben, den guten alten “Stein”, der funktioniert immer. Und da kam es:

“§22 (7) Der Aufsichtsrat hat bei seiner Geschäftsführung die Anregungen, die Rudolf Steiner für eine funktionsgerechte Verwaltung von Leih- und Schenkungsgeld gegeben hat, zu berücksichtigen und weiterzuentwickeln. Er soll über die Ergebnisse seiner Arbeit auch insofern schriftlich berichten.”

Jetzt komme ich zum Punkt. In einer Genossenschaft kann die Satzung durch GenossenschaftlerInnen geändert werden. Einen Antrag kann jedes Mitglied einreichen, solange es ein paar GenossenschaftlerInnen gibt, die diesen unterstützen. Die Satzung kann durch eine Zweidrittelmehrheit geändert werden. Ich würde gerne beantragen, diesen Artikel ersatzlos zu streichen. Gibt es denn zufällig ein paar Lemminge unter euch, die mein Anliegen Teilen und ebenfalls GLS-Mitglied sind? Es geht erstmal nur um die Genehmigung der Antragsstellung. Ich hoffe natürlich, dass genügend GenossInnen (die ich mehrheitlich als nicht anthroposophisch einschätzen würde) am Ende dem Antrag zustimmen, aber soweit sind wir ja noch nicht.

  • Xohoo@feddit.org
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    5 days ago

    +1 Bin auch Mitglied und eher ablehnend gegen den Steiner Quatsch. Deinen Antrag würde ich unterstützen, hab aber keine Ahnung von den Ablauf.