Das verstehe ich immer nicht so ganz. Stärkerer Gewalteinsatz kommt ja nicht isoliert am Anfang einer Protestbewegung. Ist ja nicht “es zirpten die Grillen und suddenly…violence”
Zunehmende Gewalt ist eine Verzweiflungstat, weil der friedliche Protest nicht gehört wurde. Ich habe keine grundlegende Freude an Gewalt. Aber wenn ich beobachte, wie Millionen Menschen gegen Nazis auf die Straße gehen, sogar zwei Jahre in Folge, und die Politik weiter Däumchen dreht…ja gut, dann kann ich entweder in mein Kämmerchen gehen und hoffen, dass der Faschismus mich verschont oder ich greife zu verzweifelteren Mitteln.
War ja auch der der letzen Generation so. “ohje, ohje, die verspielen Sympathien für den Klimaschutz”. Ja gut, Fridays for Future mit ihrer Massenmobilisierung vor Corona hat halt auch nichts erreicht ¯\_(ツ)_/¯
Ich habe keine Ahnung, ob gewalttätiger Protest was ändert, aber der friedliche Protest hat nichts geändert und gar nicht zu protestieren erscheint mir schlimmer als gewalttätig zu protestieren.
@kossa@Quittenbrot Wenn die Politik wenigstens nur Däumchen drehn würde aber sie machen EXAKT das Gegenteil mit maximalem Tempo von dem warum die Leute auf der Straße standen und zwar durchweg in ALLEN Parteien >.<
@kossa
Der “Witz” ist ja, dass mit dem unverhältnismäßig rigorosen Vorgehen gegen die “Klimakleber”, deren Aktionen ja so gaaaar nicht bei der Bevölkerung ankamen und “der Sache” nur geschadet haben, auch das Thema Klimaschutz nahezu vollständig aus der Berichterstattung verschwunden ist und wir stattdessen, in Endlosschleife und aus vollen Rohren, mit der angeblich alles überlagernden Migratiooonskrise gehirngewaschen wurden. @Quittenbrot
Du sprichst die Klimaschutz-Demos an. Am Ende hat auch die LG selbst erkannt, dass das Mittel der “Gewalt” (hier iSv Kleben) nicht dazu führt, dass die Gesellschaft auf die Linie einschwenkt, sondern eher im Gegenteil. Das ist frustrierend, ganz klar, aber es gibt in meinen Augen einfach keine Alternative dazu, dass man die Gesellschaft tatsächlich überzeugen muss, damit sie mitmacht. So langsam und schwerfällig das auch ist. Die vermeintliche Abkürzung, das eigene Anliegen einfach per Gewalt durchzudrücken, funktioniert einfach nicht. Insbesondere dann, wenn es so eine marginale Gruppe ist wie bspw. die LG oder eben gewaltbereite Linksextreme. Du brauchst immer einen Mindestrückhalt in der Bevölkerung für dein Anliegen, insofern ist man gut beraten, die Bevölkerung auf die Seite zu ziehen, statt sie mit Gewalt zu verschrecken.
Ist die AfD randalierend durch die Straßen gezogen? Nein, sie haben sich als “seriöse” “Alternative” zu den stumpfen dummen Glatzkopf-Nazis der NPD inszeniert. Es sind durch und durch Nazis, aber sie geben sich “professionell” und konnten damit diejenigen erreichen, die zwar auch rechts sind, aber denen die NPD dann doch nicht geheuer war. Was meinst du können gewaltbereite Linksextreme hier bewirken? Mal ein paar Leute verletzen? Ein Klima der Angst schaffen? Die AfD wird drauf zeigen und sagen, dass hier Antidemokraten und Chaoten am Werk sind, die man stoppen muss - und die Bevölkerung wird ihnen zustimmen. So wie es ja auch bisher schon immer bei gewaltsamen linksextremen Protest war - was hat er denn je erreichen können? Der Unmut wird vielleicht gesamtgesellschaftlich wahrgenommen, aber insbesondere eben vor dem Hintergrund der Gewalt als eine vollkommen zu delegitimierende Position. Man schadet seinem Ansinnen, wenn man es mit einem falschen Mittel transportiert. Wenn ich nachts in deine Wohnung einbreche und axtschwingend vor deinem Bett stehe, willst du auch nur diesen Irren aus deinem Zimmer haben und hörst nicht zu, ob ich vielleicht was ganz intelligentes dabei rufe.
Ich weiß ja, dass Gewalt nicht zu einer Überzeugung führt. Aber Überzeugungsarbeit führte ja auch nicht zur Überzeugung. Das ist bei vielen Themen dann eben Teil der pluralistischen Demokratie, den man aushalten muss.
Es gibt aber Themen, da hat man keine Zeit für den “Marktplatz der Ideen”. Zu diesen Themen gehören eben
Der Klimawandel raubt uns die Lebensgrundlage
Nazis wollen unsere Demokratie abschaffen
Das sind m.E. nach die Art von Themen, wegen denen die “Väter des Grundgesetzes” sich gegen Volksentscheide auf Bundesebene entschieden haben. Weil sie darauf vertrauten, dass das politische Establishment mehr in der Lage sein würde, auch GEGEN reale oder vermeintliche Mehrheiten das Richtige zu tun.
Extrembeispiel anderer Natur: wenn morgen Russland ein NATO Land überfällt, ist meine Vermutung, dass wir schnell den Verteidigungsfall ausrufen würden und die Bundeswehr einsetzen. Auch gegen eine Mehrheit. Da wird dann nicht 30 Jahre lang debattiert. Oder bei Corona. Auch nicht. Da gab es keinen fairen “Marktplatz der Ideen”.
Deswegen wird auch keine politische Gruppe gewalttätig, wenn es um mehr Fahrradwege geht oder um Ladenöffnungszeiten. Sondern bei Themen, die gestern hätten gelöst werden müssen und bei denen es keinen Kompromiss geben kann und darf. Man schließt keinen Kompromiss mit den Naturgesetzen der Thermodynamik, es gibt kein “ein bisschen Konzentrationslager ist OK und muss man in einer Demokratie aushalten”.
Deswegen verstehe ich Menschen, die nach 30 Jahren “Marktplatz der Ideen” nicht gehört wurden, dann aus Verzweiflung gewalttätig werden. Nicht unbedingt weil sie glauben “mit diesem Mittel klappt es jetzt” sondern eben aus Fassungslosigkeit ob der Untätigkeit des politischen Establishments.
Aber Überzeugungsarbeit führte ja auch nicht zur Überzeugung.
Da kann man sich jetzt streiten. Zum Beispiel war bei der Wahl 2021 der Umweltschutz ein extrem wichtiger Punkt für die Wähler. Da ist also in den Jahren tatsächlich gesamtgesellschaftlich etwas entstanden. Richtig ist natürlich, dass diese Bewegungen langsam sind und vielen vielleicht auch zu langsam. Aber da wären wir wieder bei meinem Punkt, dass man trotzdem nicht abkürzen kann. 2025, nach LG, “Gewalt” und extrem polarisierender Debatte, hatte der Umweltschutz jedenfalls keine große Priorität mehr und ob Merz’ Truppe sich da stark engagieren wird, darf wohl bezweifelt werden.
Das ist bei vielen Themen dann eben Teil der pluralistischen Demokratie, den man aushalten muss.
Das denke ich bei Gewalt nicht. Wer sich der Gewalt bedient, egal wie nachvollziehbar, verabschiedet sich aus der pluralistischen Demokratie, denn er möchte für seinen Belang die Regeln außer Kraft setzen und stattdessen mit Zwang durchsetzen. So funktioniert das in der pluralistischen Demokratie nicht. Aber vielleicht habe ich deinen Satz auch falsch verstanden.
Es gibt aber Themen, da hat man keine Zeit für den “Marktplatz der Ideen”. Zu diesen Themen gehören eben
Eben! Daher finde ich es so frustrierend, wenn man da auf Maßnahmen setzt, von denen man weiß, dass sie nichts bewirken werden und vielleicht sogar beschleunigend wirken! Du sagst, die Überzeugungsarbeit hat nichts gebracht. Zumindest hat sie aber nicht die Leute derart in die Hände der Falschen getrieben, wie es bspw. die LG mit ihren Klebeaktionen erreicht hat. Beim Kern kam das vielleicht gut an, aber die Masse hat es verschreckt. Es ist aber diese Masse, die in der pluralistischen Demokratie den Ausschlag gibt - darum haben wir jetzt diese Regierung.
Extrembeispiel anderer Natur: wenn morgen Russland ein NATO Land überfällt, ist meine Vermutung, dass wir schnell den Verteidigungsfall ausrufen würden und die Bundeswehr einsetzen. Auch gegen eine Mehrheit.
Das glaube ich tatsächlich nicht. Wenn Russland in wenigen Jahren anfängt, in Estland bspw. die Grenzstadt Narva mit “freundlichen grünen Männchen” zu besuchen, werden wir plötzlich sehr viel in die Richtung hören, dass man doch wegen einer 50.000-Einwohner-Stadt in einem Miniland da an der Grenze keinen Weltkrieg mit einer Atommacht lostreten wird. Ich werde dann einer derjenigen sein, der absolut der Meinung ist, dass wir das eben doch machen müssen, genau damit es nicht weiter eskaliert. Und ich werde daran verzweifeln, dass die Mehrheit anders denkt - so wie ich auch heute mitunter daran verzweifel, dass wir die Ukraine zu sehr haben hängen lassen. Deshalb aber mit Molotows, NATO- und Ukraineflaggen brandschatzend durch die Straßen zu ziehen, würde mir nicht einfallen. Ich probiere stattdessen, den Leuten wo möglich zu erklären, warum ich der Meinung bin und hoffe, sie davon überzeugen zu können und warte, dass der Druck auf die Mehrheit zunimmt. Wenn Russland dann ist Estland statt der Ukraine steht, werden es vielleicht wieder ein paar mehr kapieren. Daran kann ich nichts ändern, denn die Alternative wäre die Quittenbrot-Diktatur und das weiß ich selber, dass das scheiße wäre.
Oder bei Corona. Auch nicht. Da gab es keinen fairen “Marktplatz der Ideen”.
Ich persönlich hatte mit den Maßnahmen auch gar kein Problem. Aber man merkt bis heute, dass das für viele offenbar ein extrem traumatisches Erlebnis war und dieses Aussetzen des “Marktplatzes der Ideen” für sie eine riesige Vertrauenswunde hinterlassen hat. Das hat den Nazis leider sehr geholfen.
Man schließt keinen Kompromiss mit den Naturgesetzen der Thermodynamik, es gibt kein “ein bisschen Konzentrationslager ist OK und muss man in einer Demokratie aushalten”.
Die AfD muss eine Demokratie nicht aushalten, sondern sich ihrer entledigen. Wer die Demokratie zerstören will, kann sich nicht auf ihren Schutz berufen. Auch so eine Lehre, die sich zu langsam durchsetzt.
Das verstehe ich immer nicht so ganz. Stärkerer Gewalteinsatz kommt ja nicht isoliert am Anfang einer Protestbewegung. Ist ja nicht “es zirpten die Grillen und suddenly…violence”
Zunehmende Gewalt ist eine Verzweiflungstat, weil der friedliche Protest nicht gehört wurde. Ich habe keine grundlegende Freude an Gewalt. Aber wenn ich beobachte, wie Millionen Menschen gegen Nazis auf die Straße gehen, sogar zwei Jahre in Folge, und die Politik weiter Däumchen dreht…ja gut, dann kann ich entweder in mein Kämmerchen gehen und hoffen, dass der Faschismus mich verschont oder ich greife zu verzweifelteren Mitteln.
War ja auch der der letzen Generation so. “ohje, ohje, die verspielen Sympathien für den Klimaschutz”. Ja gut, Fridays for Future mit ihrer Massenmobilisierung vor Corona hat halt auch nichts erreicht ¯\_(ツ)_/¯
Ich habe keine Ahnung, ob gewalttätiger Protest was ändert, aber der friedliche Protest hat nichts geändert und gar nicht zu protestieren erscheint mir schlimmer als gewalttätig zu protestieren.
@kossa @Quittenbrot Wenn die Politik wenigstens nur Däumchen drehn würde aber sie machen EXAKT das Gegenteil mit maximalem Tempo von dem warum die Leute auf der Straße standen und zwar durchweg in ALLEN Parteien >.<
@kossa
Der “Witz” ist ja, dass mit dem unverhältnismäßig rigorosen Vorgehen gegen die “Klimakleber”, deren Aktionen ja so gaaaar nicht bei der Bevölkerung ankamen und “der Sache” nur geschadet haben, auch das Thema Klimaschutz nahezu vollständig aus der Berichterstattung verschwunden ist und wir stattdessen, in Endlosschleife und aus vollen Rohren, mit der angeblich alles überlagernden Migratiooonskrise gehirngewaschen wurden.
@Quittenbrot
Du sprichst die Klimaschutz-Demos an. Am Ende hat auch die LG selbst erkannt, dass das Mittel der “Gewalt” (hier iSv Kleben) nicht dazu führt, dass die Gesellschaft auf die Linie einschwenkt, sondern eher im Gegenteil. Das ist frustrierend, ganz klar, aber es gibt in meinen Augen einfach keine Alternative dazu, dass man die Gesellschaft tatsächlich überzeugen muss, damit sie mitmacht. So langsam und schwerfällig das auch ist. Die vermeintliche Abkürzung, das eigene Anliegen einfach per Gewalt durchzudrücken, funktioniert einfach nicht. Insbesondere dann, wenn es so eine marginale Gruppe ist wie bspw. die LG oder eben gewaltbereite Linksextreme. Du brauchst immer einen Mindestrückhalt in der Bevölkerung für dein Anliegen, insofern ist man gut beraten, die Bevölkerung auf die Seite zu ziehen, statt sie mit Gewalt zu verschrecken.
Ist die AfD randalierend durch die Straßen gezogen? Nein, sie haben sich als “seriöse” “Alternative” zu den stumpfen dummen Glatzkopf-Nazis der NPD inszeniert. Es sind durch und durch Nazis, aber sie geben sich “professionell” und konnten damit diejenigen erreichen, die zwar auch rechts sind, aber denen die NPD dann doch nicht geheuer war. Was meinst du können gewaltbereite Linksextreme hier bewirken? Mal ein paar Leute verletzen? Ein Klima der Angst schaffen? Die AfD wird drauf zeigen und sagen, dass hier Antidemokraten und Chaoten am Werk sind, die man stoppen muss - und die Bevölkerung wird ihnen zustimmen. So wie es ja auch bisher schon immer bei gewaltsamen linksextremen Protest war - was hat er denn je erreichen können? Der Unmut wird vielleicht gesamtgesellschaftlich wahrgenommen, aber insbesondere eben vor dem Hintergrund der Gewalt als eine vollkommen zu delegitimierende Position. Man schadet seinem Ansinnen, wenn man es mit einem falschen Mittel transportiert. Wenn ich nachts in deine Wohnung einbreche und axtschwingend vor deinem Bett stehe, willst du auch nur diesen Irren aus deinem Zimmer haben und hörst nicht zu, ob ich vielleicht was ganz intelligentes dabei rufe.
Ich weiß ja, dass Gewalt nicht zu einer Überzeugung führt. Aber Überzeugungsarbeit führte ja auch nicht zur Überzeugung. Das ist bei vielen Themen dann eben Teil der pluralistischen Demokratie, den man aushalten muss.
Es gibt aber Themen, da hat man keine Zeit für den “Marktplatz der Ideen”. Zu diesen Themen gehören eben
Das sind m.E. nach die Art von Themen, wegen denen die “Väter des Grundgesetzes” sich gegen Volksentscheide auf Bundesebene entschieden haben. Weil sie darauf vertrauten, dass das politische Establishment mehr in der Lage sein würde, auch GEGEN reale oder vermeintliche Mehrheiten das Richtige zu tun.
Extrembeispiel anderer Natur: wenn morgen Russland ein NATO Land überfällt, ist meine Vermutung, dass wir schnell den Verteidigungsfall ausrufen würden und die Bundeswehr einsetzen. Auch gegen eine Mehrheit. Da wird dann nicht 30 Jahre lang debattiert. Oder bei Corona. Auch nicht. Da gab es keinen fairen “Marktplatz der Ideen”.
Deswegen wird auch keine politische Gruppe gewalttätig, wenn es um mehr Fahrradwege geht oder um Ladenöffnungszeiten. Sondern bei Themen, die gestern hätten gelöst werden müssen und bei denen es keinen Kompromiss geben kann und darf. Man schließt keinen Kompromiss mit den Naturgesetzen der Thermodynamik, es gibt kein “ein bisschen Konzentrationslager ist OK und muss man in einer Demokratie aushalten”.
Deswegen verstehe ich Menschen, die nach 30 Jahren “Marktplatz der Ideen” nicht gehört wurden, dann aus Verzweiflung gewalttätig werden. Nicht unbedingt weil sie glauben “mit diesem Mittel klappt es jetzt” sondern eben aus Fassungslosigkeit ob der Untätigkeit des politischen Establishments.
Da kann man sich jetzt streiten. Zum Beispiel war bei der Wahl 2021 der Umweltschutz ein extrem wichtiger Punkt für die Wähler. Da ist also in den Jahren tatsächlich gesamtgesellschaftlich etwas entstanden. Richtig ist natürlich, dass diese Bewegungen langsam sind und vielen vielleicht auch zu langsam. Aber da wären wir wieder bei meinem Punkt, dass man trotzdem nicht abkürzen kann. 2025, nach LG, “Gewalt” und extrem polarisierender Debatte, hatte der Umweltschutz jedenfalls keine große Priorität mehr und ob Merz’ Truppe sich da stark engagieren wird, darf wohl bezweifelt werden.
Das denke ich bei Gewalt nicht. Wer sich der Gewalt bedient, egal wie nachvollziehbar, verabschiedet sich aus der pluralistischen Demokratie, denn er möchte für seinen Belang die Regeln außer Kraft setzen und stattdessen mit Zwang durchsetzen. So funktioniert das in der pluralistischen Demokratie nicht. Aber vielleicht habe ich deinen Satz auch falsch verstanden.
Eben! Daher finde ich es so frustrierend, wenn man da auf Maßnahmen setzt, von denen man weiß, dass sie nichts bewirken werden und vielleicht sogar beschleunigend wirken! Du sagst, die Überzeugungsarbeit hat nichts gebracht. Zumindest hat sie aber nicht die Leute derart in die Hände der Falschen getrieben, wie es bspw. die LG mit ihren Klebeaktionen erreicht hat. Beim Kern kam das vielleicht gut an, aber die Masse hat es verschreckt. Es ist aber diese Masse, die in der pluralistischen Demokratie den Ausschlag gibt - darum haben wir jetzt diese Regierung.
Das glaube ich tatsächlich nicht. Wenn Russland in wenigen Jahren anfängt, in Estland bspw. die Grenzstadt Narva mit “freundlichen grünen Männchen” zu besuchen, werden wir plötzlich sehr viel in die Richtung hören, dass man doch wegen einer 50.000-Einwohner-Stadt in einem Miniland da an der Grenze keinen Weltkrieg mit einer Atommacht lostreten wird. Ich werde dann einer derjenigen sein, der absolut der Meinung ist, dass wir das eben doch machen müssen, genau damit es nicht weiter eskaliert. Und ich werde daran verzweifeln, dass die Mehrheit anders denkt - so wie ich auch heute mitunter daran verzweifel, dass wir die Ukraine zu sehr haben hängen lassen. Deshalb aber mit Molotows, NATO- und Ukraineflaggen brandschatzend durch die Straßen zu ziehen, würde mir nicht einfallen. Ich probiere stattdessen, den Leuten wo möglich zu erklären, warum ich der Meinung bin und hoffe, sie davon überzeugen zu können und warte, dass der Druck auf die Mehrheit zunimmt. Wenn Russland dann ist Estland statt der Ukraine steht, werden es vielleicht wieder ein paar mehr kapieren. Daran kann ich nichts ändern, denn die Alternative wäre die Quittenbrot-Diktatur und das weiß ich selber, dass das scheiße wäre.
Ich persönlich hatte mit den Maßnahmen auch gar kein Problem. Aber man merkt bis heute, dass das für viele offenbar ein extrem traumatisches Erlebnis war und dieses Aussetzen des “Marktplatzes der Ideen” für sie eine riesige Vertrauenswunde hinterlassen hat. Das hat den Nazis leider sehr geholfen.
Die AfD muss eine Demokratie nicht aushalten, sondern sich ihrer entledigen. Wer die Demokratie zerstören will, kann sich nicht auf ihren Schutz berufen. Auch so eine Lehre, die sich zu langsam durchsetzt.