• Fusselwurm@feddit.org
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    14 days ago

    Dies. Der wird eher 30 Wochenstunden für seinen Lehnsherrn gearbeitet haben, und dann war er bei null und durfte sich in der Freizeit selbst versorgen.

    • Saleh@feddit.org
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      14 days ago

      https://www.medievalists.net/2023/08/medieval-taxes/

      Hier ein kurzer Auszug, ich empfehle den ganzen Artikel.

      During the middle decades of the fourteenth century, the average tax-paying peasant would have to pay the equivalent of 32 grams of silver to the royal treasury. This would represent about 2% of the value of their farm.

      Overall, the period between 1365 and 1424 would see the average annual tax rate to be 177 grams of silver, or the equivalent of 105 kilograms of butter – overall, it was about 15% of the value of a farm. By way of comparison, in England during the 1370s, just prior to the Peasants’ Revolt, the average tax per capita was about 10 grams of silver.

      Besides the great variations in taxation rates over time, the authors also found that the amount of taxes paid would be much different depending on which area of Sweden you lived. While the northern areas paid little taxes, those in the central region, which was the most fertile and economically diverse, paid five times as much.

      Der Artikel bezieht sich auf Schweden, wobei wir aber einige Sachen feststellen können:

      1. Kommt die Besteuerung gleichzeitig der Pacht gleich. Mit 2% ist man sehr viel günstiger als typische Nettokaltmieten heute.
      2. Gab es große Variationen, insb. abhängig davon, ob es gerade Krieg gab. Aber auch mit 15% des Grundstückwertes ist man aus meiner Sicht nicht schlechter dran als heute. Du zahlst ja zusätzlich zur Miete noch deine Steuern.
      3. Wenn Lehnsherren zu gierig wurden, gab es Aufstände. Mit 30h pro Woche für den Lehnsherren, wäre man recht sicher im Bereich angekommen, wo es Aufstände gibt.
    • chrizzly@feddit.org
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      14 days ago

      Da würde ich mitgehen. Denke da müsste man eher noch vor die landwirtschaftliche Revolution gehen (ca. 12-16.000 a.d.) um zu Zeiten mit mehr Freizeit beim modernen Menschen rauszukommen. (Quelle: Bin fast mit dem Buch “Sapiens - eine kurze Geschichte der Menschheit” durch, sehr empfehlenswert)

      • kohlenstoff@feddit.org
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        14 days ago

        Harari kann man schwerlich als Quelle bezeichnen. Das verläuft irgendwo zwischen Fantasy und Gewäsch, aber wissenschaftlich belastbar ist da wenig.

        Graeber & Wengrow haben da mit “Anfänge” eine Alternative zu verfasst. Großer Vorteil ist, dass die zumindest ihre Quellen gelesen haben.

          • kohlenstoff@feddit.org
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            5 days ago

            Entschuldigung für die verspätete Antwort.

            Man kann dort ansetzen, wer Harari feiert: Politikerinnen und CEOs. Zugleich feiern Wissenschaftlerinnen ihn nicht - obwohl sein Werk allem Anschein nach auf ihren Forschungen aufbaut. Dies liegt daran, dass Harari wenig aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse in seinen Büchern einbezieht. Zugleich ist Harari ein Neoliberaler, der mit seinen Schriften den Status Quo legitimiert. Das Narrativ wiederholt sich: Früher war alles schlechter, heute ist auch nicht alles toll - aber das ist das Beste, was wir haben und jemals gehabt haben. Das kann eine ziemlich triste Perspektive sein, die zur Akzeptanz des Status Quo einlädt. Damit dieses Narrativ überhaupt funktionieren kann, muss man enorm verkürzen und Quellen-Cherry-Picking betreiben (siehe Wikipedia für ähnliche Kritik: https://de.wikipedia.org/wiki/Yuval_Noah_Harari#Rezeption_und_Kritik). Das gilt wissenschaftlich als unlauter, deswegen auch die rege Kritik von der Seite.

            Wenn wir tiefer in sein Buch einsteigen und jeweilige Quellen prüfen (soweit sie denn vorhanden sind), finden sich schnell viele Leerstellen. Ein Beispiel, das mir in Erinnerung geblieben ist, ist die Stelle, an der Harari Davids Graebers Buch “Schulden” als Quelle angibt - dann aber Aussagen über den Ursprung des Geldes trifft, die in Graebers Buch klar und zentral widerlegt werden. Dies wirft Fragen auf, ob Harari sich überhaupt mit seinen Quellen beschäftigt hat. Das musst du mir aber nicht einfach so abnehmen, sondern kannst du selbst nachprüfen: Man kann einen beliebigen Ausschnitt lesen und die angegebenen Quellen und englische Wikipedia-Artikel zum zugehörigen Thema parallel lesen - da tun sich schnell Lücken auf, selbst für Laien.

            Darüber hinaus könnte man auch argumentieren, dass eine “kurze Geschichte der Menschheit” als solche gar nicht möglich ist, weil sie notwendigerweise vereinfachen muss: Wie möchte man einen Zeitraum von 10.000 Jahren in Worte fassen, wenn man sich zugleich überlegt, was alleine in den letzten 100 Jahren in Westeuropa passiert ist? Dies lässt sich nur bewerkstelligen, indem man passend herleitet, dass 10.000 Jahre nichts Nennenswertes passiert ist, bis irgendwer die Idee mit Ackerbau und Geld hatte - danach ging alles schnell und Zack - Moderne. Das ist eine stark deterministische Art der Argumentation. Das ist vereinfachend, unterkomplex und wird dem Forschungsstand in keinster Art und Weise gerecht. Gerade die Einflüssee feministischer und postkolonialer Perspektiven über die letzten Jahrzehnte haben aber gezeigt, dass Gesellschaftsentwicklung chaotisch und unvorhersehbar sein kann und eben keinesfalls eindeutig konvergiert.

            Man muss Harari letzten Endes zugute halten, dass er ein guter Geschichtenerzähler ist, leider aber auch nicht mehr. Da machen in meinen Augen Wengrow/Graeber in ihrem Buch deutlich bessere Arbeit. Deswegen hatte ich das als Alternative vorgeschlagen.

        • chrizzly@feddit.org
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          14 days ago

          Danke für den Input, muss ich mir auch mal anschauen. Fand es bisher recht interessant, vor allem um den Aufstieg des Menschen “von anderen Perspektiven” zu betrachten, aber muss man wohl etwas kritisch betrachten was Details und Fakten angeht.