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Auch das Fritz-Bauer-Institut hatte zuvor massive Kritik an der geplanten Auktion geübt. “Der Brief eines polnischen Auschwitz-Häftlings aus dem Jahr 1940 für 180 Euro? Die Gestapokarteikarte mit Informationen zur Hinrichtung eines jüdischen Bewohners des Ghettos Mackheim in Ostpreußen im Juli 1942 für 350 Euro? Oder doch lieber die Mitteilung über den Tod einer 1944 im Rahmen der sogenannten Euthanasie ermordeten Patientin der Landesheilanstalt Hadamar ebenfalls für 350 Euro?”, fragte das Frankfurter Institut in einer Pressemitteilung entsetzt.

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Die angekündigte Versteigerung persönlicher Dokumente von NS-Opfern unter dem Titel “Das System des Terrors Vol. II 1933–1945” werde von Holocaust-Überlebenden und ihren Angehörigen als “zynisches und schamloses Unterfangen” gewertet, sagte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees. Das Leid aller Menschen, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden, werde aus kommerziellem Interesse missbraucht.

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  • SapphireSphinx@feddit.orgOP
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    6 days ago

    Wenn man wissen will was für Menschen in diesem Land rum laufen:

    Wohin der Handel mit Dokumenten des Holocaust führen kann, macht ein Blick in den Katalog des Auktionshauses Felzmann, deutlich, der online verfügbar ist: › https://auktionen.felzmann.de/Auktion/Onlinekatalog?intAuktionsId=1332. Die ausgerufenen Preise für die Häftlingsbriefe von Auschwitz etwa, oftmals die letzten Zeugnisse der Verschleppten, unterliegen einer zynischen Verwertungslogik, der zufolge Schriftstücke von Absendern mit niedriger Häftlingsnummer seltener und damit teurer sind als Post von Häftlingen mit höheren Nummern. Aus demselben Grund veranschlagt das Auktionshaus für Briefe, die von den Absendern im Konzentrationslager mit kleinen Zeichnungen versehen worden sind, ein höheres Startgebot. An einer Stelle des Kataloges wird dieses Verfahren zur Preisermittlung explizit: Zur Begründung eines hohen Startgebots heißt es ebenso lapidar wie grausam, »solche ›späten Belege‹« seien »rar, weil 1943 nur wenige Juden am Leben waren«.

    https://www.fritz-bauer-institut.de/mitteilung/geschaeftemachen-mit-ns-verfolgung-und-holocaust

    Bei so etwas gilt in Deutschland oft: Hauptsache Anzug und adrett im Stadtbild. Schon ist man ehrenwert und bürgerlich.

    • A_norny_mousse@feddit.org
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      6 days ago

      Ich hatte mal - noch auf reddit - eine fruchtlose Diskussion mit Leuten die sowas als “history buff” definieren und meine Behauptung dass es unmenschlich und irgendwie nazi-sympathisantisch (?) ist mit viel Häme und Runterwählis quittierten.

      “Ich sammle Nazi-Zeug. Das macht mich nicht zum Nazi!” - Na ja, aber…

      Solche Leute gibt es leider relativ viel und nicht nur in D-land.

    • JensSpahnpasta@feddit.org
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      6 days ago

      In der Tat - das sind sicherlich interessante Quellen, aber ernsthaft: Wer sammelt so was bitte und gibt dafür tausende Euro aus?

      • einkorn@feddit.org
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        6 days ago

        Das sind historische Dokumente. Klar gibt es Leute, die die für ihre Sammlung kaufen. Noch dazu aus einer, mal sarkastisch gesagt, populären Zeit.

        Was ist daran so verwunderlich?

      • Teddy Police@feddit.org
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        6 days ago

        Wer sammelt so was bitte und gibt dafür tausende Euro aus?

        Mal abgesehen von den legitimen Gründen (Museen, Geschichtsnerdtum…) wird es wohl auch gerade unter den zahlungskräftigen potentiellen Käufern einige geben die einfach nur Beweise vernichten wollen.