Ihr Besuch bei Viktor Orbán löste Diskussionen aus. Das gilt auch für ein Interview, bei dem Angela Merkel während ihres Ungarn-Besuchs eine brisante These aufstellt.
Ihr Besuch bei Viktor Orbán löste Diskussionen aus. Das gilt auch für ein Interview, bei dem Angela Merkel während ihres Ungarn-Besuchs eine brisante These aufstellt.
Es geht darum, zu analysieren, inwiefern westliche Geopolitik zu einer Situation beigetragen hat, in der sich bspw. Putin ermächtigt sah, einen Eroberungsfeldzug zu starten. Es geht um Fehleranalyse und keine moralisierende Schuldzuweisung. In meinem Kommentar weiter oben habe ich versucht, das zum einen durch die klare Verurteilung der russischen Aggression, für die ich die Schuld bei Russland selbst benannt habe, und zum anderen durch die Verwendung des Begriffs “Mitverantwortung” anstelle von Schuld hervorzuheben.
Das Unkontroverseste, was man dazu anführen kann, wäre bspw. das “Wandel durch Handel”-Märchen, die “slap on the wrist” Antwort auf die Annexion der Krim und die westlich geförderte Schockdoktrin, die die anfänglichen Demokratisierungsprozesse in der jungen russischen Förderation abgewürgt und in Zusammenarbeit mit Boris Yeltsin zum Aufstieg der Oligarchen und dem autoritären Staatsumbau beigetragen haben, deren Endresultat wir gerade in Aktion beobachten können.
Ich teile Merkels Meinung nichr (ihre Politik hat in meinen Augen auf mehreren Dimensionen versagt), vielmehr ist der Punkt, dass ich eine überwiegend moralisierende Kritik auf Basis von “Kritik am Westen/Nato => Rechtfertigung für Putins Krieg” für fehlgeleitet halte. Wenn denn was an der Aussage “mehr Diplomatie hätte vielleicht zu Deeskalation beitragen können” dran ist, wäre doch super; wenn nicht, dann sollte man das auch inhaltlich entkräften können, ohne sich a priori auf Tribalismus (sie spielt fürs andere Team!) zu berufen.