Ihr Besuch bei Viktor Orbán löste Diskussionen aus. Das gilt auch für ein Interview, bei dem Angela Merkel während ihres Ungarn-Besuchs eine brisante These aufstellt.

  • azolus@slrpnk.net
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    1 day ago

    Man kann schon darüber diskutieren, inwiefern westliche Staaten durch ihre Politik eine geopolitische Situation erzeugt haben, die Eskalation wahrscheinlicher gemacht hat. Das Beleuchten dieses Kontexts ist erstmal unabhängig davon möglich, dass man Russland selbstverständlich für diesen völkerrechtswidrigen Angriffs- und Eroberungskrieg verurteilt und die Ukraine unterstützt. Den Marschbefehl hat Putin gegeben und dafür gehört er nach den Haag, aber die geopolitische Lage, in der er entschieden hat den Befehl zu geben wurde auch vom Westen miterzeugt. Am Ende der Betrachtung kann man gerne zum Schluss kommen, dass Putin wahnsinnig ist und ihn nichts davon abgehalten hätte, einzufallen - aber eben nur, wenn die Analyse das hergibt. Ich denke hingegen, dass es durchaus Fehler gibt, die der Westen gemacht hat - diese Rechtfertigen selbstverständlich nicht die Aggression Russlands, dennoch kann man daraus was lernen.

    Ob man die Position von Angie diesbezüglich für glaubwürdig oder überzeugend hält, sei mal dahingestellt, aber es ist wichtig auch eine solche Analyse prinzipiell zu ertragen, ohne dass direkt Leute als Putinversteher abgestempelt werden.

    • rehydrate@lemmy.blahaj.zone
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      1 day ago

      Ganz dumme Frage aber welche Mitschuld hat den der Westen daran, was ist da im Umgang mit Russland schief gelaufen, dass einen Angriffskrieg rechtfertigt? Würde mich ehrlich interessieren was da für dich die Antwort ist.

      • azolus@slrpnk.net
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        22 hours ago

        Es geht darum, zu analysieren, inwiefern westliche Geopolitik zu einer Situation beigetragen hat, in der sich bspw. Putin ermächtigt sah, einen Eroberungsfeldzug zu starten. Es geht um Fehleranalyse und keine moralisierende Schuldzuweisung. In meinem Kommentar weiter oben habe ich versucht, das zum einen durch die klare Verurteilung der russischen Aggression, für die ich die Schuld bei Russland selbst benannt habe, und zum anderen durch die Verwendung des Begriffs “Mitverantwortung” anstelle von Schuld hervorzuheben.

        Das Unkontroverseste, was man dazu anführen kann, wäre bspw. das “Wandel durch Handel”-Märchen, die “slap on the wrist” Antwort auf die Annexion der Krim und die westlich geförderte Schockdoktrin, die die anfänglichen Demokratisierungsprozesse in der jungen russischen Förderation abgewürgt und in Zusammenarbeit mit Boris Yeltsin zum Aufstieg der Oligarchen und dem autoritären Staatsumbau beigetragen haben, deren Endresultat wir gerade in Aktion beobachten können.

        Ich teile Merkels Meinung nichr (ihre Politik hat in meinen Augen auf mehreren Dimensionen versagt), vielmehr ist der Punkt, dass ich eine überwiegend moralisierende Kritik auf Basis von “Kritik am Westen/Nato => Rechtfertigung für Putins Krieg” für fehlgeleitet halte. Wenn denn was an der Aussage “mehr Diplomatie hätte vielleicht zu Deeskalation beitragen können” dran ist, wäre doch super; wenn nicht, dann sollte man das auch inhaltlich entkräften können, ohne sich a priori auf Tribalismus (sie spielt fürs andere Team!) zu berufen.

    • MaggiWuerze@feddit.org
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      1 day ago

      Und welche Fehler sollen das sein? Den ehemaligen Sowjetstaaten zu erlauben einem Verteidigungsbündnis beizutreten, welches explizit zur Verteidigung gegen ihren früheren Unterdrücker gegründet wurde? Wie können wir nur?! Da hat Vlad natürlich keine Wahl. Oder ist es das mysteriöse Versprechen, dass es keine Osterweiterung der NATO geben würde, was es so nie gegeben hat? Wirklich gemein. Vllt war es aber auch die Bemühungen des Westens durch Handel eine stärkere Bindung zwischen Russland und Europa herzustellen was ihn in die Enge getrieben hat…

      • azolus@slrpnk.net
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        1 day ago

        Darum geht es gerade nicht. Mir geht es um diese hysterische Schnappatmung, in die Leute verfallen, wenn man sich mal erdreisten sollte, zu behaupten, dass vielleicht auch der Westen Mitverantwortung für die Bedingungen trägt, unter denen Russland sich ermächtigt sah, überhaupt eine Invasion zu starten. Vielen Dank, dass du direkt eine Barrage an Strohmännern abfackelst, um meinen Punkt zu illustrieren.

        Vielleicht ein bisschen food for thought: Hätte ich stattdessen geschrieben, dass wir uns kritisch damit auseinandersetzen müssen, ob Neville Chamberlains Politik die deutsche Aggression gefördert hat, würdest du mir dann vorwerfen, ich würde die Schuld für die Eroberungs und Vernichtungskriege der Nazis von der nationalsozialistischen Diktatur auf die Briten verlagern? Dass ich behaupten würde, die Gründung und Emanzipation Polens hätte die Wehrmacht zum Einmarschieren gezwungen? Ich hoffe mal nicht, denn das geht nicht aus dem Gesagten hervor.

        • MaggiWuerze@feddit.org
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          1 day ago

          Vllt musst du dann einfach konkreter werden als “Der Westen trägt Mitschuld an der Invasion der Ukraine”. Weil das Bullshit ist. Wenn du einen konkreten Vorwurf hast, dann benutze ihn statt dich hinter vagen Platitüden zu verstecken. Und was ich aufgezählt habe sind keine Strohmänner meinerseits, sondern die Standardbeispiele die Tankies anbringen, wenn sie dem Westen die Schuld an russischer Aggression geben wollen (Mal von dem sarkastischen letzten abgesehen).

            • CyberEgg@discuss.tchncs.deOP
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              12 hours ago

              Sorry, aber du wurdest nicht gefragt. Wenn OP über Fehler des Westens reden will, die zum Überfall Russlands auf die Ukraine geführt haben sollen, und sich dann über Strohmanmargumentation aufregt wenn er mit den am weitesten verbreiteten Argumenten für diese Behauptung und deren Widerlegung konfrontiert wird, dann kann nicht ein anderer User für OP argumentieren, das muss OP dann selber machen.